Karamel@Hanseplatte

SAMSUNG

Aus der Tageszeitung erfuhr ich, dass die Hamburger Band Karamel, in der Hanseplatte ein Konzert gibt. Und da ich bis dato noch nichts von ihr gehört hatte und sie in meinem zweitliebsten Plattenladen spielte ( Einer der wenigen Orte in Hamburg, wo man als Sufjan Stevens-Fan nicht allein ist.), machte ich mich auf zu lauschen. Trotz des relativ großen Presse-Echos, denn ich glaube, ich hatte die Info aus der Welt Kompakt, war es mäßig besucht. Nun reichten zwar, die gut vierzig Gäste, in dem kleinen Laden für Wohlfühlnähe, aber man war noch weit davon entfernt Platzangst zu bekommen. Ich kann nur vermuten, das die Schulferien diesen Umstand zu verantworten hatten. An der Qualität des Dargebotenen konnte es nicht gelegen haben. Die drei Euro Eintritt, die einem abverlangt wurden, kann man nur als Witz betrachten. Denn zum einen, wurde es den Musikern nicht gerecht, und zum anderen, stellte ich mir vor, würde normalerweise ein Mann für die Eingangskontrolle schon mehr kosten. Also warum lässt man es dann nicht einfach ganz oder reicht am Ende einen Hut herum. Ich bin mir fast sicher, das dabei mehr rum gekommen wäre. Denn ehrlich gesagt, war ich schon immer bereit, für gute Musik, mehr als für einen Döner, zu zahlen.

Aber ums Geld ging es glaube ich nicht. Die Jungs waren perfekt ausgestattet. Sowohl die Band, als auch ihr Pulikum wirkten wie aus einem dieser zeitgeistigen Lifestylemagazine entstiegen. Erstaunlich fand ich nur, das man sich beharrlich weigerte die Erfindung des Multieffektgerätes zur Kenntnis zu nehmen. So ziemlich alles was in der Vergangenheit an Bodeneffektgeräten entwickelt wurde konnte dort besichtigt werden und wurde auch vorgeführt. Die Band war einfach alles, was so eine „Hipster“-Band heute wohl so mitbringen muß, vom alten Voxamp bis zum stylischen Outfit und nicht zu vergessen der Vollbart. Dieses Markenzeichen einer Generation, zu der ich definitiv nicht mehr gehöre. Es begegnete mir an diesem Abend so geballt, das ich mir zeitweilig nicht sicher war, ob ich mich nicht auf eine Veranstaltung der Salafisten verirrt hatte. 😉

Denn was die Vollbärte und ich dort zu hören bekamen war von höchster Güte. Ich muß zugeben, das ich mich inhaltlich nicht in allem wiederfinde, aber es war durchdacht, kraftvoll und ehrlich emotional. Für mich waren die Passagen, in denen sie sich zu brachialer Soundgewalt aufschwangen, die beeindruckendsten und ich fühlte mich an lange vergessene Klangerlebnisse mit Blumfeld erinnert. Und zweifelsfrei, der Sänger Johann Scheerer ist eine sehr charismatische Persönlichkeit. Dem Schlagzeuger müsste ich, eine gelegentliche Unkonzentriertheit nach längeren Pausen bescheinigen. Aber auf die Idee kommt man auch nur, weil man es selber nicht besser kann. Hören ist eben immer noch einfacher, als spielen. Und im Grunde wäre es besser gewesen die Drums nicht so extrem zu gaten/komprimieren, denn die Sensiblität die es da in den ruhigen Passagen gebraucht hätte, war wohl schon rein technisch nicht aus dem Set zu holen. Insgesamt war der Sound dennoch super.

Ich kann nicht beurteilen, welche Bedeutung diese Band für ihre Generation hat, aber ich muss gestehen das ich auch ein bischen beunruhigt Heim gegangen bin. Die Gesichter der Vollbärtigen waren fahl und emotionslos. Rund 80% des Publikums waren Männer und das wenige lächeln, das man sehen konnte, kam aus den Gesichtern der Frauen. Vielleicht war es nur dieser eine Abend, vielleicht auch nur weil die Kids, die da waren, nicht in die Ferien durften. Aber ich hoffe, das da nicht gerade eine Generation gut gekleideter Autisten in die Welt zieht.

In diesem Sinne habt Spass und liebt Euch.

Euer  Sven van der Maer

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert